Kategorie:NVA der DDR

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Tabak

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Zu Kaisers Zeiten gab es Zigaretten, Zigarren und Kautabak mit der Verpflegung. Tabak war einfach für die Soldaten wichtig, denn da konnten sie den ganzen Frust mit den Schwaden davonpusten. Zu DDR-Zeiten wurde natürlich genauso gequalmt. Angefangen hat es in der Grundausbildung und da war es geradezu eine Wohltat, wenn dein Herr, der Uffz, eine Raucherpause angeordnet hat. Geraucht wurden damals hauptsächlich die Sorten „F6“, „Juwel“ oder „Club“. Das Zeug war billig, vergleicht man das mit den unverschämten Preisen heute.
Wer ganz starkes Kraut brauchte, kaufte „Caro“ und zog den Dunst ohne Filter ein. Wenn es mal in den Ausgang ging, nahm man schon mal eine Luxuszigarette der Marke „Duett“. Schlimm war es, wenn alle acht Mann auf einer Bude quarzten, da konnte man die Luft in Scheiben schneiden.
Auf Wache wurde natürlich auch geraucht, es ging einfach nicht ohne Tabak, denn drei Stunden auf Posten waren lang. Man durfte sich eben nicht erwischen lassen und es musste sich überlegt werden, wo man die Schachtel deponiert. Die Kontrolle durch den Wachhabenden oder einen Offizier konnte wie aus dem Nichts zuschlagen.
Manchmal wurde so stark geraucht, dass die Fingerspitzen richtig gelb wurden. Ja, und heute ist es ja so leicht, alles schnell und pauschal zu verurteilen. Damals war es eben einfach nur so. Kaum einer rauchte nicht und über Langzeitfolgen hat während der Soldatenzeit keiner nachgedacht, die Kippe war wie ein Stück zum daran festhalten, es entspannte, vertrieb die Zeit und beruhigte. Schwamm drüber und fertig.









Vormilitärische Ausbildung

Sie begann noch während der Schulzeit mit dem Wehrunterricht. Verhaltensmaßnahmen bei einem Atomschlag wurden ebenso gelehrt wie das Schießen mit Luftgewehr auf Scheibe sowie das Anlegen von Verbänden bei Verwundeten. Nicht zu vergessen ist die ideologische Schulung, z.B. beim FDJ-Studienjahr, wo man das „Abzeichen für gutes Wissen“ in Gold, Silber oder Bronze erwerben konnte bzw. musste. Der so genannte Klassenfeind war unser Gegner.
Natürlich haben die Leute das alles als Schwachsinn empfinden, aber dagegen aufzubegehren, war unmöglich. Die DDR-Oberen verboten sogar die Friedensbewegung unter dem Namen „Schwerter zu Pflugscharen“. Die Sticker, die jemand sich aufnähen ließ, wurden demonstrativ abgerissen. Jeder Junge musste irgendwann ins Wehrlager.
Bei mir war dies in der 11. Klasse der Fall, als es 2 Wochen in den Sommerferien nach Schirgiswalde ging. Man traf sich auf dem Bahnhof und zusammen mit dem Sportlehrer als Kommandeur der Hundertschaft ging es los. Die GST, also die „Gesellschaft für Sport und Technik“ trug die Verantwortung. Jeder hatte eine GST-Uniform mit Käppi und Koppel und es wurde in eine regelrechte Kaserne eingerückt. Unser Sportlehrer hatte die Wahnvorstellung, beste Hundertschaft zu werden, dementsprechend ging es zu Strich. Man wurde mit 7 anderen armen Schweinen auf eine Stube gesteckt, Spinde wurden eingeräumt, Betten wurden im Karomuster bezogen und es wurden Stubendurchgänge durchgeführt.
Am schlimmsten war die Sturmbahn, wo man angebrüllt wurde, wenn man nicht über die Eskaladierwand kam. Auch Geländemärsche gab es und man lernte den Umgang mit der Gasmaske. Geschossen wurde mit der Kalaschnikow, allerdings im Kleinkaliberformat. Das Essen war Scheiße und unter dem Kommando des Sportlehrers wurde stundenlang exerziert und marschiert. Kam der Befehl „Ein Lied“ wurde gesungen, in der Regel „Spaniens Himmel breitet seine Sterne“.
Das kann ich heute noch im Schlaf. Ein einziges Mal durften wir in den 2 Wochen in den Ausgang. Die Schinderei werde ich mein Leben nie wieder vergessen, sie bereitete darauf vor, dann irgendwann die Wehrdienstzeit zu beginnen, bei mir war dies ein Jahr später. Niemanden steht darüber ein Urteil zu, schon gar nicht den Leuten im Westen, die hatten Glück, in einem freien Land zu leben. Hier aber durfte man nicht anecken und man musste sich anpassen, wenn man bestimmte Vorstellungen von seiner Zukunft hatte und genau die konnten sie einem verbauen, wenn sie wollten.
Wenn wir dies alles nicht in Erinnerung halten, wie es war, wird es vergessen werden und ich behaupte, die wenigsten der jungen Leute wissen davon. Also, mein „Bedarf“ an so etwas ist für alle Ewigkeit gedeckt!!!

Der erste März

Jedes Jahr war am 1.3. „Tag der Nationalen Volksarmee“. Da wurden unsere Volksarmisten entsprechend geehrt und in der Öffentlichkeit gewürdigt. Soldaten bekamen von Pionieren Blumen und diese zeigten den Kindern die Waffen. Es war im Grunde eine Inszenierung und lächerlich. Es wurde wieder und wieder auf die Unverzichtbarkeit unserer Armee hingewiesen, ihre Rolle für den Schutz der sozialistischen Heimat, die von den imperialistischen Streitkräften der NATO bedroht würde, hervorgehoben. Erinnern kann ich mich noch an ein Lied von damals: „Soldaten sind vorbeimarschiert im gleichen Schritt und Tritt...“ Und irgendwann wären auch einmal die Kinder Soldaten, bereit „Für den Schutz der Arbeiter- und Bauernmacht“. Und in dieser Armee dienten so gut wie alle, wer aus Gewissensgründen keine Waffe anfassen wollte, kam zu den „Bausoldaten“ und erlebte sein blaues Wunder.

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