Kategorie:NVA der DDR: Unterschied zwischen den Versionen

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== Kasernen ==
 
[[Datei:Soldaten_der_NVA.jpg|thumb|200px|right|Soldaten der NVA]]
 
Wer jemals gedient hat, weiß, was es heißt, in die Kaserne einzurücken. Zu meiner Zeit hieß es
 
immer: „Am Tor gibst du dein Gehirn ab. Wenn du in den Urlaub fährst, holst du es wieder ab!“
 
In diesen Worten steckt alles an Wahrheit drin. Du wirst in der Grundausbildung einer Gruppe
 
zugeteilt, an deren Spitze ein Unteroffizier steht, der dir die Befehle gibt, die du auszuführen hast.
 
Dabei frage lieber nicht, ob der Befehl sinnvoll ist, das könnte schwerwiegende Folgen haben.
 
Auch rumzumotzen bringt nichts, du bekommst nur Ärger. Ein gut gebautes Bett für den
 
Stubendurchgang hat oberste Priorität. Putze deine Stiefel ordentlich, damit der Uffz dich nicht
 
anschnauzen kann. Wasche deine Kragenbinden immer, denn die werden kontrolliert.
 
Du musst auch immer deine Ausrüstung warten und denke dran, ein wenig Dreck in der Knarre
 
kann der Ausbund werden, wenn jemand in der Waffenkammer dies bei der Kontrolle feststellt.
 
Acht darauf, dass dein Spind immer ohne Beanstandung ist und lege deine Unterwäsche auf den
 
Milimeter genau zusammen. Sei kein Weichei, wenn es auf der Sturmbahn an die Eskaladierwand
 
geht und bemühe dich rüberzukommen. Lass das Gebrülle des Uffz an dir abgleiten. Gewöhne dir
 
Durchhaltewillen an, wenn marschiert wird und das über zig Kilometer. Verbeiße dir den
 
Schmerz an den Füßen und vergiss die Blasen. Wenn geschossen wird, ziele genau. Denke daran,
 
dass der Uffz dein Herr ist und achte auf seine Kommandos genau, wenn im Gleichschritt
 
marschiert wird.
 
[[Datei:Umtrunk.jpg|left|thumb|200px|Umtrunk]]
 
Zeige Kadavergehorsam beim Drill und bemühe dich beim Bajonettieren, das
 
Seitengewehr an der richtigen Stelle anzusetzen. Blende den Wunsch nach einer ruhigen Minute
 
aus, aber genieße es, wenn dein Herr eine Raucherpause anordnet. Grüße militärisch exakt und
 
bete jeden Offizier an, denn der ist ein göttergleiches Wesen. Bemühe dich um die korrekte
 
Erfüllung jeden Befehls, damit du nicht in den Armeeknast kommst oder vors Kriegsgericht.
 
Halte deine Stube und die Latrinen sauber. Säubere Außenrevier und Waschraum, auch wenn es
 
Stunden dauert. Wenn es ins Feldlager geht, verrichte deine Notdurft auf dem Donnerbalken.
 
Ertrage die Kälte nachts und ziehe alles an, was du dabei hast. Halte beim Härtetest durch, denn da geht es auf eine 25-Kilometer-Schleife. Iss deinen Fraß aus dem Kochgeschirr unter freiem
 
Himmel und freue dich, wenn der UVD frühs die Nachtruhe beendet. Du musst mit freiem
 
Oberkörper in die Kälte zum Dauerlauf, damit du warm wirst. Mache deine Liegestütze auf
 
den Fäusten, das macht hart. Rasiere dich dann mit kaltem Wasser im Waschzelt, es macht nichts,
 
wenn du dich dabei schneidest. Mit ordentlicher Rasur gewinnen wir jeden Krieg. Kippe nicht um,
 
solltest du ein Schützenloch ausheben, es wird dich schützen, wenn ein Panzer darüber rollt, es sei denn, er dreht sich über dir und zermalmt dich mit seinem Gewicht, das Vaterland wird es dir
 
schon danken. Verschwende keine Gedanken an deine Lieben daheim, sie können dir eh nicht
 
helfen. Der Uffz, dein Herr, ist jetzt deine Leitfigur, marschiere, und wenn du dabei dein Leben
 
verfluchst, es nützt nichts. Wirst du mal krank, dann kommst du ins Lazarett und kannst im Bett
 
Haltung annehmen. Hasse den Feind, du musst ihn eines Tages mit dem ersten Schuss erledigen,
 
sonst erledigt er dich. Pflege deine Fingernägel, die Krallen musst du beim Morgenappell
 
herzeigen, dann geht das Gebrülle von vorne los. Trage die Haare ganz kurz. Kenne die Lieder
 
deiner Truppe gut, guter Gesang erleichtert jeden Marsch, dein Uffz aber wird dir jede
 
Stimmritze öffnen und das beim Strafexerzieren, wenn du keine Lust auf Gesang hast.
 
Zeige mitten in der Nacht gegen drei Uhr dein Geschlechtsteil dem Sani. Du wirst vollgesaut,
 
sollte was dran auszusetzen sein. Vermeide Süff in der Waschtasche, denn sonst könnten dort
 
drin Guppys gezüchtet werden und das geht doch nicht. Trage deine Uniform mit Stolz, sie weist
 
dich im Ausgang und im Urlaub als Soldaten aus. Trinke aber nicht so viel, wenn du die Kaserne
 
mit deinen Kameraden verlässt. Kommt mal ein Paket mit Liebesgaben aus der Heimat auf deine
 
Stube, dann teile alles mit deinen Stubenbewohnern. Sei wachsam, steht du auf Wache als Posten
 
mit Knarre und schlafe nicht ein, auch wenn es dir die Augen zuzieht. Und liebe deine Waffe wie
 
dich selbst. Ehre und achte die Kameraden, die schon länger dabei sind, du musst ihre Schikanen
 
über dich ergehen lassen, denn sie haben großen Einfluss. Irgendwann wirst du selbst ein EK
 
sein und dann kannst du als „freier“ Mann ins Zivilleben zurück, oder aber, sie schicken dich in den Krieg.
 
 
== Die Vereidigung ==
 
 
<p align="center">ICH SCHWÖRE</p>
 
 
Der Deutschen Demokratischen Republik, meinem Vaterland; allzeit treu zu dienen und sie auf Befehl der Arbeiter-und-Bauern-Regierung gegen jeden Feind zu schützen.
 
 
<p align="center">ICH SCHWÖRE</p>
 
 
An der Seite der Sowjetarmee und der Armeen der mit uns verbündeten sozialistischen Länder als Soldat der Nationalen Volksarmee jederzeit bereit zu sein, den Sozialismus gegen alle Feinde zu verteidigen und mein Leben zur Erringung des Sieges einzusetzen.
 
 
<p align="center">ICH SCHWÖRE</p>
 
 
Ein ehrlicher, tapferer, disziplinierter und wachsamer Soldat zu sein, den militärischen Vorgesetzten unbedingten Gehorsam zu leisten, die Befehle mit aller Entschlossenheit zu erfüllen und die militärischen und staatlichen Geheimnisse immer streng zu wahren.
 
 
<p align="center">ICH SCHWÖRE</p>
 
 
Die militärischen Kenntnisse gewissenhaft zu erwerben, die militärischen Vorschriften zu erfüllen und immer und überall die Ehre unserer Republik und ihrer Nationalen Volksarmee zu wahren. Sollte ich jemals diesen meinen feierlichen Fahneneid verletzen, so möge mich die harte Strafe der Gesetze unserer Republik und die Verachtung des werktätigen Volkes treffen.  
 
 
 
Im Leben des Soldaten kommt der Tag, wo man vereidigt wird. Ist der Eid erst geschworen, ist
 
man an diesen angenagelt. Jedem Befehl ist unbedingt Folge zu leisten, egal ob dieser sinnvoll ist
 
oder jeder menschlichen Logik entbehrt. Und in einer Diktatur ist es besonders schlimm. Im
 
Fahneneid der NVA ist sogar harte Strafe angedroht für den Fall, dass man nicht spurt. Selbst im
 
Fahneneid der Deutschen Wehrmacht fehlen solche Formulierungen. In der Praxis bedeutet so ein
 
Schwur den Befehlsnotstand. Man kann sich lebhaft vorstellen, was es bedeutete, wenn Hitler das Halten bis zur letzten Patrone befahl und eine ehrenhafte Kapitulation, siehe Stalingrad im Januar
 
1943, verbot!!!
 
Nach der Vereidigung ging dann die Grundausbildung weiter mit allen Härten, die ich bereits an
 
anderer Stelle geschildert habe. Waren dann die paar Wochen rum, begann der normale
 
militärische Dienst in einer Einheit, je nachdem, wo man hinkam. Besonders unbeliebt war der
 
Einsatz an der innerdeutschen Grenze bis zum 9.11.1989, denn jeder Grenzer musste den
 
Schießbefehl der politischen Führung umsetzen.Und das bedeutete auch, u.U. einen
 
Republikflüchtling mit der Waffe an seiner Flucht zu hindern. Dass dabei jemand die Kugeln nicht
 
in die Beine bekam, sondern anderswo hin, nahm man bewusst in Kauf.
 
Heute sind bei der Bundeswehr „Staatsbürger in Uniform“ gefragt und das ist schon was anderes.
 
 
== SAZ ==
 
[[Datei:Erinnerung_an_1094_sinnlose_Tage.jpg|thumb|180px|left|Erinnerung an 1094 sinnlose Tage]]
 
Soldaten auf Zeit wurden schon in der DDR gesucht. Die, die es machten bzw. machen mussten,
 
dienten drei Jahre entweder bei den Grenzern, bei den MOT-Schützen usw. Wer etwas ganz
 
bestimmtes studieren wollte, musste sich als SAZ verpflichten, sonst war diese Karriere verbaut.<br>
 
Da können manche heute im Westen den Kopf schütteln, wie sie wollen, es war eben bei uns so
 
und dagegen konnte man nichts machen. Wehrdienstverweigerung galt als Staatsverbrechen
 
überhaupt. Man bekam die Aufforderung zur Musterung zugeschickt und musste antreten.<br> War
 
man tauglich, kam irgendwann der Einberufungsbefehl. Es ging in die Kasernen zur Grundausbildung wie schon an anderer Stelle beschrieben, in der Regel kamen acht Mann auf eine
 
Bude und man stellte fest, wer aus welchem Teil der Republik kam. Und man stellte fest, wie viele
 
Tage genau der Irrsinn ging. Am Anfang stand man ganz unten in der Hierarchie und musste sich
 
denen in der EK-Bewegung beugen, die schon länger dabei waren.<br> Am schlimmsten waren die
 
Entlassungskandidaten, die kurz vor dem Ende ihrer Dienstzeit standen. Aber man konnte sich
 
darauf freuen, irgendwann auch einmal soweit zu sein. Die Leute malten dann ihre Maßbänder
 
und schnitten sie an bzw.<br> sie ließen sie mit Aufwand von den Spunden oder so genannten
 
Sprallärschen anschneiden. Viele SAZ besuchten eine Unteroffiziersschule und waren dann der
 
Ausbilder einer Gruppe bzw. Gruppenführer. Auch eine Dienstzeit bei anderen bewaffneten
 
Organen der DDR war möglich.
 
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== Alkohol ==
 
[[Datei:Alkohol.jpg|thumb|200px|right]]
 
Man kann ihn verteufeln, wie man will. Seinerzeit, in den dunklen Tagen von Kaserne und
 
Ausbildung und Dienst, wurde er getrunken. Natürlich war er streng verboten, trotzdem wurde er
 
hineingeschmuggelt mit dem Risiko, entdeckt zu werden.<br> Die Leute haben dann die Pulle reihum
 
gehen lassen und die ganze Scheiße wurde erträglicher. War die Flasche leer, musste sie entsorgt
 
werden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass sie mit Effet aufs Kasernendach gewuchtet
 
wurde. Oder sie wurde in Zeitungspapier gewickelt und zerschlagen.<br> Schlimm waren die Ausgänge,
 
wenn in irgendwelche Kneipen eingerückt wurde. Mitunter wurde richtig gesoffen, um die Scheiße
 
zu vergessen. Wer dann volltrunken war, wurde von den Kameraden wieder mit in die Kaserne
 
geschleift. Der nächste Morgen war dann immer grausam, vor allem wenn es an körperlich harte
 
Sachen ging wie z.B. beim 3000 m – Lauf.<br> Die Fahrt in einen Urlaub begann mit dem Kauf von
 
Bier und Schnaps am Bahnhof. Bis zum Ziel waren es Stunden und wer gemeinsam fuhr, soff
 
sich den Frust von der Seele. Wer nicht dabei gewesen ist und nicht gedient hat, möge sich ein
 
Urteil verkneifen. Der Alkohol jedenfalls hat damals in den Stunden des Eingesperrtseins manches
 
übertüncht und leichter gemacht.<br><br><br><br><br><br><br><br><br>
 
 
== Fotografieren ==
 
 
Es war strengstens untersagt, innerhalb der militärischen Einrichtung Schnappschüsse zur
 
Erinnerung zu machen. Die Offiziere waren in der Hinsicht paranoid, denn es herrschte die
 
Auffassung, dass unter Umständen militärische Geheimnisse an den Klassenfeind gelangen
 
könnten. Auch hier wurde sich über das Verbot hinweggesetzt. Allerdings gibt es nicht die
 
Bildfülle wie aus anderen Etappen der Geschichte. Im Urlaub wurde dann in der Heimat ein Foto
 
gemacht und ich weiß noch, dass im Weihnachtsurlaub 1985 vorm Christbaum fotografiert wurde.
 
Heute mutet das alles eher lächerlich an, aber damals war es eben so.
 
 
<gallery widths=256 heights=192>
 
Datei:1._Zug_Spezialaufklärungskompanie.jpg|1. Zug Spezialaufklärungskompanie
 
Datei:Fallschirmsprunglager_Februar_1986.jpg|Fallschirmsprunglager Februar 1986
 
Datei:FDU_Winter.jpg|FDU Winter
 
Datei:Meine_Gruppe_3-erster_Zug.jpg|meine Gruppe 3-erster Zug
 
</gallery>
 
 
== „Die Freunde“ ==
 
 
So lautete die Bezeichnung für die Waffenbrüder aus der ruhmreichen Sowjetunion. Überall in der DDR hatten deren Soldaten ihre Kasernen.Wenn man sie besuchte oder daran vorbeifuhr, sah man,
 
wie verwahrlost alles war. Da wuchsen schon mal halbe Bäume und Gras aus der Dachrinne.
 
Schlimm war die Unterbringung der Sowjetsoldaten, die hier drei Jahre lang dienen mussten.<br>
 
Da gab es nicht den Hauch einer Privat- oder Intimsphäre und die Soldaten wurden noch viel
 
schlimmer malträtiert als unsere Jungs. Viele von ihnen sind durchgedreht und mit Waffen getürmt.
 
Von den Oberen hatten sie keine Gnade zu erwarten. Die DDR-Staatsorgane sperrten ab und die
 
Russen griffen sich die Deserteure. Mit Sicherheit wird man sie liquidiert haben. <br>
 
Wer bei uns gedient hat, hat u.U. auch mal das „Regiment von nebenan“ besuchen dürfen, die
 
Freundschaft war von oben verordnet und vielleicht kann sich mancher daran erinnern, wenn die
 
armen Teufel wieder in ihre Heimat verabschiedet wurden.<br> Gut gefallen hat es bei uns den
 
sowjetischen Offizieren, zu Hause hatten sie nicht so einen Luxus wie in der DDR. Sie wohnten
 
mit ihren Familien auf dem Gelände irgendeiner Kaserne. Die sowjetischen Truppen haben ganze
 
Gebiete mit ihrer Munition verseucht und dann wurde aufgeatmet, als Jelzin die letzten Soldaten
 
nach Russland geholt hat. Verbündet mit der DDR waren auch die anderen Länder des so
 
genannten Warschauer Paktes. Bei einer Konfrontation zwischen den Militärblöcken unter Einsatz
 
von Kernwaffen wäre Europa vernichtet worden. Und bei uns gab es damals den Spruch:<br> „Wir
 
brauchen nur 5 Minuten die Stellung zu halten, dann sind die Russen da!“<br> Das sagt alles über die
 
Rolle unserer NVA im Ernstfall. Die Planungen der Sowjets sahen übrigens vor, im Kriegsfall in
 
48 Stunden am Rhein zu sein. Man kann sich vorstellen, wie die NATO geantwortet hätte,
 
Deutschland wäre atomares Schlachtfeld geworden!!!<br>
 
 
 
== Tabak ==
 
== Tabak ==
 
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festhalten, es entspannte, vertrieb die Zeit und beruhigte. Schwamm drüber und fertig.<br>
 
festhalten, es entspannte, vertrieb die Zeit und beruhigte. Schwamm drüber und fertig.<br>
 
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Atomschlag wurden ebenso gelehrt wie das Schießen mit Luftgewehr auf Scheibe sowie das
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Anlegen von Verbänden bei Verwundeten. Nicht zu vergessen ist die ideologische Schulung, z.B.
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beim FDJ-Studienjahr, wo man das „Abzeichen für gutes Wissen“ in Gold, Silber oder Bronze
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erwerben konnte bzw. musste. Der so genannte Klassenfeind war unser Gegner.<br>
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Natürlich haben die Leute das alles als Schwachsinn empfinden, aber dagegen aufzubegehren, war unmöglich.
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Die DDR-Oberen verboten sogar die Friedensbewegung unter dem Namen „Schwerter zu Pflugscharen“. Die Sticker, die jemand sich aufnähen ließ, wurden demonstrativ abgerissen. Jeder
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Junge musste irgendwann ins Wehrlager.<br> Bei mir war dies in der 11. Klasse der Fall, als es 2
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Wochen in den Sommerferien nach Schirgiswalde ging. Man traf sich auf dem Bahnhof und zusammen mit dem Sportlehrer als Kommandeur der Hundertschaft ging es los. Die GST, also die „Gesellschaft für Sport und Technik“ trug die Verantwortung. Jeder hatte eine GST-Uniform mit Käppi und Koppel und es wurde in eine regelrechte Kaserne eingerückt. Unser Sportlehrer hatte die Wahnvorstellung, beste Hundertschaft zu werden, dementsprechend ging es zu Strich. Man wurde
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mit 7 anderen armen Schweinen auf eine Stube gesteckt, Spinde wurden eingeräumt, Betten wurden
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im Karomuster bezogen und es wurden Stubendurchgänge durchgeführt.<br> Am schlimmsten war die Sturmbahn, wo man angebrüllt wurde, wenn man nicht über die Eskaladierwand kam. Auch
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Geländemärsche gab es und man lernte den Umgang mit der Gasmaske. Geschossen wurde mit der Kalaschnikow, allerdings im Kleinkaliberformat. Das Essen war Scheiße und unter dem Kommando des Sportlehrers wurde stundenlang exerziert und marschiert. Kam der Befehl „Ein Lied“ wurde gesungen, in der Regel „Spaniens Himmel breitet seine Sterne“.<br> Das kann ich heute noch im Schlaf. Ein einziges Mal durften wir in den 2 Wochen in den Ausgang. Die Schinderei werde ich mein Leben nie wieder vergessen, sie bereitete darauf vor, dann irgendwann die
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Wehrdienstzeit zu beginnen, bei mir war dies ein Jahr später. Niemanden steht darüber ein Urteil zu, schon gar nicht den Leuten im Westen, die hatten Glück, in einem freien Land zu leben. Hier
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aber durfte man nicht anecken und man musste sich anpassen, wenn man bestimmte Vorstellungen von seiner Zukunft hatte und genau die konnten sie einem verbauen, wenn sie wollten.<br>
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Wenn wir dies alles nicht in Erinnerung halten, wie es war, wird es vergessen werden und ich
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behaupte, die wenigsten der jungen Leute wissen davon. Also, mein „Bedarf“ an so etwas ist für
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alle Ewigkeit gedeckt!!!
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== Der erste März ==
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Jedes Jahr war am 1.3. „Tag der Nationalen Volksarmee“. Da wurden unsere Volksarmisten
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entsprechend geehrt und in der Öffentlichkeit gewürdigt. Soldaten bekamen von Pionieren Blumen und diese zeigten den Kindern die Waffen. Es war im Grunde eine Inszenierung und lächerlich.
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Es wurde wieder und wieder auf die Unverzichtbarkeit unserer Armee hingewiesen, ihre Rolle für den Schutz der sozialistischen Heimat, die von den imperialistischen Streitkräften der NATO
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bedroht würde, hervorgehoben. Erinnern kann ich mich noch an ein Lied von damals:
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„Soldaten sind vorbeimarschiert im gleichen Schritt und Tritt...“ Und irgendwann wären auch
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einmal die Kinder Soldaten, bereit „Für den Schutz der Arbeiter- und Bauernmacht“. Und in dieser
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Armee dienten so gut wie alle, wer aus Gewissensgründen keine Waffe anfassen wollte, kam zu
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den „Bausoldaten“ und erlebte sein blaues Wunder.

Version vom 13. Februar 2012, 13:52 Uhr

Tabak

Tabak.jpg

Zu Kaisers Zeiten gab es Zigaretten, Zigarren und Kautabak mit der Verpflegung. Tabak war einfach für die Soldaten wichtig, denn da konnten sie den ganzen Frust mit den Schwaden davonpusten. Zu DDR-Zeiten wurde natürlich genauso gequalmt. Angefangen hat es in der Grundausbildung und da war es geradezu eine Wohltat, wenn dein Herr, der Uffz, eine Raucherpause angeordnet hat. Geraucht wurden damals hauptsächlich die Sorten „F6“, „Juwel“ oder „Club“. Das Zeug war billig, vergleicht man das mit den unverschämten Preisen heute.
Wer ganz starkes Kraut brauchte, kaufte „Caro“ und zog den Dunst ohne Filter ein. Wenn es mal in den Ausgang ging, nahm man schon mal eine Luxuszigarette der Marke „Duett“. Schlimm war es, wenn alle acht Mann auf einer Bude quarzten, da konnte man die Luft in Scheiben schneiden.
Auf Wache wurde natürlich auch geraucht, es ging einfach nicht ohne Tabak, denn drei Stunden auf Posten waren lang. Man durfte sich eben nicht erwischen lassen und es musste sich überlegt werden, wo man die Schachtel deponiert. Die Kontrolle durch den Wachhabenden oder einen Offizier konnte wie aus dem Nichts zuschlagen.
Manchmal wurde so stark geraucht, dass die Fingerspitzen richtig gelb wurden. Ja, und heute ist es ja so leicht, alles schnell und pauschal zu verurteilen. Damals war es eben einfach nur so. Kaum einer rauchte nicht und über Langzeitfolgen hat während der Soldatenzeit keiner nachgedacht, die Kippe war wie ein Stück zum daran festhalten, es entspannte, vertrieb die Zeit und beruhigte. Schwamm drüber und fertig.









Vormilitärische Ausbildung

Sie begann noch während der Schulzeit mit dem Wehrunterricht. Verhaltensmaßnahmen bei einem Atomschlag wurden ebenso gelehrt wie das Schießen mit Luftgewehr auf Scheibe sowie das Anlegen von Verbänden bei Verwundeten. Nicht zu vergessen ist die ideologische Schulung, z.B. beim FDJ-Studienjahr, wo man das „Abzeichen für gutes Wissen“ in Gold, Silber oder Bronze erwerben konnte bzw. musste. Der so genannte Klassenfeind war unser Gegner.
Natürlich haben die Leute das alles als Schwachsinn empfinden, aber dagegen aufzubegehren, war unmöglich. Die DDR-Oberen verboten sogar die Friedensbewegung unter dem Namen „Schwerter zu Pflugscharen“. Die Sticker, die jemand sich aufnähen ließ, wurden demonstrativ abgerissen. Jeder Junge musste irgendwann ins Wehrlager.
Bei mir war dies in der 11. Klasse der Fall, als es 2 Wochen in den Sommerferien nach Schirgiswalde ging. Man traf sich auf dem Bahnhof und zusammen mit dem Sportlehrer als Kommandeur der Hundertschaft ging es los. Die GST, also die „Gesellschaft für Sport und Technik“ trug die Verantwortung. Jeder hatte eine GST-Uniform mit Käppi und Koppel und es wurde in eine regelrechte Kaserne eingerückt. Unser Sportlehrer hatte die Wahnvorstellung, beste Hundertschaft zu werden, dementsprechend ging es zu Strich. Man wurde mit 7 anderen armen Schweinen auf eine Stube gesteckt, Spinde wurden eingeräumt, Betten wurden im Karomuster bezogen und es wurden Stubendurchgänge durchgeführt.
Am schlimmsten war die Sturmbahn, wo man angebrüllt wurde, wenn man nicht über die Eskaladierwand kam. Auch Geländemärsche gab es und man lernte den Umgang mit der Gasmaske. Geschossen wurde mit der Kalaschnikow, allerdings im Kleinkaliberformat. Das Essen war Scheiße und unter dem Kommando des Sportlehrers wurde stundenlang exerziert und marschiert. Kam der Befehl „Ein Lied“ wurde gesungen, in der Regel „Spaniens Himmel breitet seine Sterne“.
Das kann ich heute noch im Schlaf. Ein einziges Mal durften wir in den 2 Wochen in den Ausgang. Die Schinderei werde ich mein Leben nie wieder vergessen, sie bereitete darauf vor, dann irgendwann die Wehrdienstzeit zu beginnen, bei mir war dies ein Jahr später. Niemanden steht darüber ein Urteil zu, schon gar nicht den Leuten im Westen, die hatten Glück, in einem freien Land zu leben. Hier aber durfte man nicht anecken und man musste sich anpassen, wenn man bestimmte Vorstellungen von seiner Zukunft hatte und genau die konnten sie einem verbauen, wenn sie wollten.
Wenn wir dies alles nicht in Erinnerung halten, wie es war, wird es vergessen werden und ich behaupte, die wenigsten der jungen Leute wissen davon. Also, mein „Bedarf“ an so etwas ist für alle Ewigkeit gedeckt!!!

Der erste März

Jedes Jahr war am 1.3. „Tag der Nationalen Volksarmee“. Da wurden unsere Volksarmisten entsprechend geehrt und in der Öffentlichkeit gewürdigt. Soldaten bekamen von Pionieren Blumen und diese zeigten den Kindern die Waffen. Es war im Grunde eine Inszenierung und lächerlich. Es wurde wieder und wieder auf die Unverzichtbarkeit unserer Armee hingewiesen, ihre Rolle für den Schutz der sozialistischen Heimat, die von den imperialistischen Streitkräften der NATO bedroht würde, hervorgehoben. Erinnern kann ich mich noch an ein Lied von damals: „Soldaten sind vorbeimarschiert im gleichen Schritt und Tritt...“ Und irgendwann wären auch einmal die Kinder Soldaten, bereit „Für den Schutz der Arbeiter- und Bauernmacht“. Und in dieser Armee dienten so gut wie alle, wer aus Gewissensgründen keine Waffe anfassen wollte, kam zu den „Bausoldaten“ und erlebte sein blaues Wunder.

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