Kategorie:Kaiserlicher Marine: Unterschied zwischen den Versionen

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" von der Tann " an. Das verstärkte Rüsten zur See in Deutschland macht deutlich, wie sehr sich Kaiser, Tirpitz und Industriebarone darum bemühten, mit der Seestreitmacht der Briten gleichzuziehen. Kiel sollte gegen Kiel gesetzt werden. Es sollte mit die Grundlage für eine gewaltsame  NEUAUFTEILUNG  DER  WELT  sein.  
 
" von der Tann " an. Das verstärkte Rüsten zur See in Deutschland macht deutlich, wie sehr sich Kaiser, Tirpitz und Industriebarone darum bemühten, mit der Seestreitmacht der Briten gleichzuziehen. Kiel sollte gegen Kiel gesetzt werden. Es sollte mit die Grundlage für eine gewaltsame  NEUAUFTEILUNG  DER  WELT  sein.  
  
Neue Tendenzen in der Seerüstung  
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=== Neue Tendenzen in der Seerüstung ===
  
 
Die ungleichmäßige Entwicklung der kapitalistischen Staaten bis zur Jahrtausendwende die Gegensätze zwischen ihnen gleichzeitig verschärft. Die Großmächte, allen voran das kaiserliche Deutschland unter seinem säbelrasselnden Wilhelm II., strebten nach einer Neuaufteilung der Welt und ihrer Interessenspären. Um der erdrückenden Überlegenheit der Briten zur See Herr werden zu können, schenkte man in Deutschland der Entwicklung neuer Seekriegswaffen ganz besondere Beachtung. Besonders wandte man sich der  
 
Die ungleichmäßige Entwicklung der kapitalistischen Staaten bis zur Jahrtausendwende die Gegensätze zwischen ihnen gleichzeitig verschärft. Die Großmächte, allen voran das kaiserliche Deutschland unter seinem säbelrasselnden Wilhelm II., strebten nach einer Neuaufteilung der Welt und ihrer Interessenspären. Um der erdrückenden Überlegenheit der Briten zur See Herr werden zu können, schenkte man in Deutschland der Entwicklung neuer Seekriegswaffen ganz besondere Beachtung. Besonders wandte man sich der  

Version vom 20. September 2019, 19:24 Uhr

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Kaiserliche Marine Bilder


Reichskriegsflagge-Kaiserliche-Marine.gif Deutsches-Reich-Reichsfahne.gif

Die deutsche Flotte

Erwach', mein Volk, mit neuen Sinnen !
Blick in des Schicksals goldnes Buch, 
lies aus den Sternen dir den Spruch:
Du sollst die Welt gewinnen  !
Erwach', mein Volk  ! Heiß deine Töchter spinnen  !
Wir brauchen wieder einmal deutsches Linnen 
zu deutschem Segeltuch. 

Hinweg die feige Knechtsgebärde !
Zerbrich der Heimat Schneckenhaus, 
zieh mutig in die Welt hinaus, 
daß sie dein eigen werde ! -
Du bist der Hirt der großen Völkerherde, 
du bist das große Hoffnungsvolk der Erde !
Drum wirf den Anker aus !

- Georg Herwegh 1849


Die deutsche Flotte - Georg Herwegh 1849

Die Entstehung und Entwicklung der kaiserlichen Marine bis zum Weltkrieg

Am 1. Oktober 1867 ging aus der bis dahin preußischen die Norddeutsche Bundesmarine hervor. Mit dem Vollzug der " Revolution von Oben " 1871, kam es auch zur Entstehung einer einheitlichen Deutschen Reichsmarine (Leipzig, den 3. Januar 1990 - " Wende " / DDR PH " Clara Zetkin " - Betreuer Dr. Manfred Leyh - " Belegarbeit "). Die Beseitigung der territorialen Zersplitterung, der fördernde Einfluß des geschaffenen starken Nationalstaates und die von besiegten Frankreich erpreßten 5 Milliarden Francs an Kontributionen ermöglichten es der aufstrebenden kapitalistischen Gesellschaft, sich in doch recht raschem Tempo zu entwickeln. Der Grundstein für einen Aufschwung der deutschen Industrie unter die erste Garnitur der Weltindustriemächte war gelegt. Doch zurück zu den Anfängen der kaiserlichen Marine. Die geringfügige Modifizierung des Flottengründungsplanes von 1867 sah vor,

" … daß die Offensive auch in einem zukünftigen Krieg der Armee überlassen bleibe ! "

(Heinz Neukirchen - " Seemacht im Spiegel der Geschichte " - Berlin, 1982 - S. 294)

Es wird also meines Erachtens nach doch recht deutlich, daß es zu diesem Zeitpunkt noch gewaltiger Anstrengungen bedurfte, um in die erste Reihe der damaligen Seemächte aufzurücken. Am 15. Juni 1888 trat Wilhelm II. die Nachfolge seiner Vorgänger Wilhelm I. und Friedrich III. an. Mit Kaiser Wilhelm II. übernahm ein Mann die Macht, dessen besonderes Interesse der Schaffung einer der britischen Royal Navy ebenbürtigen Flotte galt. Die Flotte setzte sich 1888 folgendermaßen zusammen:

15480 Personen, 534 Seeoffiziere, 13 veraltete Panzerschiffe, 8 Kreuzerfregatten, 10 Kreuzerkorvetten, 14 kleine Küstenpanzerfahrzeuge, 5 Kreuzer, 5 Kanonenboote, 10 Schulschiffe, 9 kleinere Fahrzeuge (Baldur Kaulisch - " Alfred von Tirpitz und die imperialistische deutsche Flottenrüstung " - Berlin, 1988 - S. 41)

Wilhelm II., unter dem Einfluß führender Finanz - und Industriekreise stehend, schuf sogleich drei Behörden, um mit Nachdruck in die Flottenpolitik hineinreden zu können:

das Oberkommando der Marine, das Reichsmarineamt und das Marinekabinett.

Für den Kaiser und die aufstrebende deutsche Industrie ging es dabei vordergründig um Kolonien, um Rohstoffquellen und Absatzmärkte. Eine starke Flotte sollte mit die Voraussetzungen schaffen, um den Platz an der Sonne zu erobern. Nicht umsonst berief der Kaiser den ehrgeizigen Alfred von Tirpitz, am 20. Januar 1892, zum Chef des Stabes im Oberkommando. Im Interesse der Rüstungsindustrie und des Kaisers strebte Tirpitz danach, die Flotte mit militärischem Gehalt zu erfüllen. Neben dem Heer wurde ein weiteres militärisches Machtmittel benötigt, um wirksam in den Kampf um Kolonien und Absatzmärkte eingreifen zu können. Und so formulierte Tirpitz:

" Nationaler Welthandel, Weltindustrie, bis zu einem gewissen Grade auch Hochseefischerei, Weltverkehr und Kolonien sind unmöglich ohne eine der Offensive fähigen Flotte. "

(Baldur Kaulisch - " Alfred von Tirpitz und die imperialistische deutsche Flottenrüstung " - Berlin, 1988 - S. 57)

So erscheint es nicht verwunderlich, wenn bereits 1898 das 1. Flottengesetz vom Reichstag angenommen wurde. Folgendes wurde fixiert:

" 1. Zur sofortigen Verwendung bereit: 17 Linienschiffe (große Panzerschiffe), 8 Küstenpanzerschiffe, 9 große Kreuzer, 26 kleine Kreuzer

2. Als Materialreserve: 2 Linienschiffe, 3 große Kreuzer, 4 kleine Kreuzer

Torpedofahrzeuge, Schulschiffe, Specialschiffe und Auslandskanonenboote wurden nicht mitgerechnet. " (R. Werner - " Das Buch von der Deutschen Flotte " - Bielefeld; Leipzig, 1902 - S. 166)

Es erscheint auch logisch, wenn forciert die Unterstützung großer Bevölkerungskreise angestrebt wurde. Am 30. April 1898 wurde der Deutsche Flottenverein, unter Schirmherrschaft des Prinzen Heinrich von Preußen, gegründet, der bald eine wahrhaft chauvinistische Massenorganisation mit 5000 Ortsgruppen und über 1 Million Mitglieder umfaßte. Nur zwei Jahre später, am 25. Januar 1900, ging die Vorlage des 2. Flottengesetzes von Tirpitz, inzwischen Sekretär des Reichsmarineamtes, an den Reichstag. Danach sollten im Zeitraum von 1900 bis 1917

2 Flottenflaggschiffe, 36 Linienschiffe, 14 große Kreuzer, 38 kleine Kreuzer

entstehen.

(Heinz Neukirchen - " Seemacht im Spiegel der Geschichte " - Berlin, 1982 - S. 295)

Die dafür beanschlagten Kosten beliefen sich auf 1125 Millionen Mark. Die so von Tirpitz konzipierte Flotte, deren Rückgrat das Schlachtschiff bildete, war eine reine Risikoflotte, denn die Briten brauchten die von Tirpitz angestrebte Seeschlacht in der Nordsee nicht annehmen, sondern sich lediglich darauf beschränken, die Ausgänge der Nordsee zu sperren und sie somit zu einem regelrecht toten Meer zu machen. Bei der Überlegenheit der Briten zur See war dies auch zu erwarten.

Die Kaiserliche Marine



Kriegsschiff.jpg

1871 wurde aus der Marine des norddeutschen Bundes die Kaiserliche Marine, die später auch als so genannte Hochseeflotte bezeichnet wurde. An der Spitze stand der Deutsche Kaiser, d.h. Wilhelm I. und Wilhelm II. Mit 2 Flottengesetzen unter Alfred von Tirpitz sollte versucht werden den Abstand zur englischen Grand Fleet zu verkürzen. Ab 1906 verstärkte sich das Wettrüsten durch neue Großkampfschiffe, die auf Stapel gelegt wurden, denkt man an die englische „Dreadnought“. Doch werfen wir erst einmal einen Blick ins Jahr 1871 zurück. Im Artikel 53 der Reichsverfassung vom 20.April 1871 heißt es:

"Die Kriegsmarine des Reichs ist eine einheitliche unter dem Oberbefehl des Kaisers.
Die Organisation und Zusammensetzung derselben liegt dem Kaiser ob,
welcher die Offiziere und Beamten der Marine ernennt ,
und für welchen dieselben nebst den Mannschaften eidlich in Pflicht zu nehmen sind."

Schiffsbestand

Der Schiffsbestand der Marine ist dank zweier Flottengesetze beachtlich angewachsen.
Das ist natürlich das Verdienst von Alfred von Tirpitz. Die Ebenbürtigkeit bei Bau und
Bewaffnung konnte im Weltkrieg gegenüber der Grand Fleet eindrucksvoll unter Beweis gestellt werden.
Trotzdem waren die Deutschen unterlegen und mussten die Seeblockade der Briten hinnehmen.
Die Existenz des Empire stand nur durch den U-Boot-Krieg auf dem Spiel.

1883

Der Schiffsbestand der Marine sah 1883 wie folgt aus:

Panzerschiffe 12 ( 1 im Bau )
Korvetten 18 ( 3 im Bau )
Panzerkanonenboote 11 ( 2 im Bau )
Torpedoboote 10 ( 1 im Bau )
Minenleger 4
Kanonenboot II.Klasse 1
Avisos 8
Transportdampfer 2
Schulschiffe 12
Dampfer für den Hafen- und Lotsenschiffe mehrere

1914

Chargen der Marine

Die Chargen der Marine waren folgende:

Admiralität

  • Großadmiral
  • Admiral
  • Vizeadmiral
  • Konteradmiral

Stabsoffiziere

  • Kapitän zur See
  • Fregatten-Kapitän
  • Korvetten-Kapitän

Hauptleute

  • Kapitänleutnant
  • Subalternoffiziere
  • Oberleutnant zur See
  • Leutnant zur See

Offiziersersatz

  • Fähnrich zur See
  • Seekadett

Unteroffiziere

  • Ober-Deckoffiziere
  • Deckoffiziere
  • Feldwebel, Wachtmeister, Stückmeister, Signalmeister
  • Obermaat
  • Maat

Gemeine

  • Obermatrose ( Oberheizer )
  • Matrose ( Heizer )

Personal 1884

Das Personal der kaiserlichen Marine im Jahr des Beginns der Kolonialerwerbung 1884:

"Das Personal beziffert sich auf:
Vize - Admirale 2
Contre- Admirale 5
Kapitäne zur See 30
Corvetten- Kapitäne 56
Kapitän - Lieutnants I. Cl. 57
Kapitän - Lieutnants II. Cl. 57
Lieutnants zur See 184
Unter - Lieutnants zur See 143
Seekadetten 100
Kadetten 50
Offiziere des Seebataillons 34
Maschinen - Ingenieure 48
Torpedo - Offiziere 22
Feuerwerks- und Zeug - Offiziere 31
Marine - Zahlmeister 63
Deckoffiziere 422
Matrosen - Unteroffiziere 1076
Unteroffiziere der Werftdivision 1000
Matrosen 8200
Heizer und Handwerker 2500
Seesoldaten 950
Schiffsjungen 500

"

Seeoffizierkorps 1896

1896 war das Seeoffizierkorps auf folgende Größe angewachsen:

Admirale 2
Vizeadmirale 4
Kontreadmirale 10
Kapitäne zur See 40
Korvettenkapitäne 76
Kapitänleutnants 154
Leutnants zur See 234
Unterleutnants zur See 165
in Summa 685 aktive Seeoffiziere.

Die Bedingungen für eine Laufbahn als Seeoffizier

Die Bedingungen für eine Laufbahn als Seeoffizier waren u.a.:
Er sollte "...sich als körperlich und wissenschaftlich als geeignet nachgewiesen haben..."
Folgende Voraussetzungen waren zu erfüllen:

"1. Der den Eintritt Nachsuchende darf, wenn er nicht die Abiturprüfung bestanden hat,
ein Lebensalter von 18 Jahren nicht überschritten haben. Abiturienten dürfen ein Jahr älter sein.
Der kommandierende Admiral ist jedoch befugt, in besonderen Fällen einzelne Ausnahmen eintreten zu lassen.
2. Der Angemeldete muß vollkommen gesund, frei von allen körperlichen Fehlern sein und gebrechen,
auch frei von Schwindel sein. Er muß scharfe Augen, gutes Gehör, nicht stotternde Sprache besitzen und
darf nicht farbenblind sein.
3. Er muß den erforderlichen wissenschaftlichen Bildungsgrad besitzen.
Dieser ist nachzuweisen entweder durch vorlage eines vollgiltigen Abiturientenzeugnisses eines deutschen Gymnasiums oder
eines deutschen Real-Gymnasiums,
oder eines Zeugnisses über die bestandene Portepeefähnrichsprüfung der Armee, oder durch Beibringung eines
Zeugnisses der Reife für die Prima eines Gymnasiums und durch Ablegen der Kadetteneintrittsprüfung.
Dieses erstreckt sich auf Mathematik, Physik, französische und englische Sprache, und auf die Fertigkeit im Zeichnen."

Damalige deutsche Weltgeltung durch die kaiserliche Marine

"18 Kriegsschiffe bewegten sich im Laufe des Jahres 1897 verteilt auf die verschiedensten Gewässer des Erdballes und
die Küsten transatlantischer Länder auf den Ozeanen. So waren stationiert in Ostasien:
die Kanonenboote 'Iltis' und 'Wolf'.
In der Südsee: die Kreuzer 'Albatross' und 'Adler'.
Auf der ostamerikanischen Station: die Schulschiffe 'Ariadne' und 'Nixe'.
Auf der ostafrikanischen Station: die Kreuzer 'Möwe' und 'Nautilus'.
In Westafrika waren es: der Kreuzer 'Habicht' und das Kanonenboot 'Cyclop'.
Im Mittelmeer agierte der Aviso 'Loreley'."

Quelle: Tesdorpf, A. "Geschichte der Kaiserlich Deutschen Kriegsmarine in Denkwürdigkeit von allgemeinen Interesse"
Alfred von Tirpitz schrieb in seinen Erinnerungen 1919:

"Ohne Seemacht blieb die deutsche Weltgeltung wie ein Weichtier ohne Schale." (Quelle: Alfred von Tirpitz: "Erinnerungen", Leipzig 1919)

Der Bau der Flotte war somit nicht das Ergebnis des Willenentschlusses einzelner,
sondern er entsprang aus der Notwendigkeit des Schutzes überseeischer Interessen,
deren Antrieb alle Großmächte entsprechend folgen mussten.
Vor allem England war der potenzielle Gegner.
Ständig anwesende Kriegsschiffe sollten die deutschen Seeinteressen schützen.
Bei der Finanzierung des Marineaufbaus war der deutsche Kaiser auf die Reichskasse angewiesen,
wobei er vom so genannten Budgetrecht des Reichstages abhängig war.
Heute bewilligt der Bundestag so die Mittel für den Einsatz unserer Bundeswehr in Afghanistan,
den kaum jemand im deutschen Volk mehr verstehen kann,
denkt man an die unlängst umgekommenen jungen Soldaten im Alter zwischen 21 und 23 Jahren. Gott sei ihren Seelen gnädig.
Damals gab es im Deutschen Reichstag endlose Debatten über die Bewilligung der finanziellen Mittel für den Auf- und Ausbau der Marine.
Kaiser Wilhelm I. besetzte die Führung der Marine nicht mit dem ältesten Seeoffizier Admiral Jachmann,
sondern der 54-jährige Albrecht von Stosch wurde ab dem 1.1.1872 Chef der Marine.
Er war kein Seeoffizier, sondern als Generalleutnant Intendant des Feldheeres von 1870
(Quelle:Volker Plagemann: "Übersee-Seefahrt und Seemacht im Deutschen Kaiserreich", München 1988).
Aus dem Marineministerium, in dem ein halbes Jahr zuvor das Oberkommando der Marine aufgegangen war, wurde die Admiralität.
Sie wurde dem Reichskanzler unterstellt.
In Stoschs Amtszeit, der am 22.9.1875 den Titel Admiral erhielt,
fiel eine Modifizierung des Flottengründungsplanes.
Ausgangspunkt war eine Denkschrift über die Entwicklung der kaiserlichen Marine vom 21.4.1873.
Zum Sollbestand sollten 23 Panzerschiffe gehören. Stosch umriss die Zielstellung für die Flotte so,
dass sie

"...nach dem jetzt ins Auge zu fassenden Plane nicht die Aufgabe habe,
gegen die die großen europäischen Staaten offensiv zu verfahren,
sondern sie soll nur dahin unsere Macht tragen, wo wir kleinere Interessen zu vertreten haben und wo wir die eigentliche Macht unseres Staates,
die Landmacht, nicht anders hinbringen können."

(Quelle: Hans Hallmann "Krügerdepesche und Flottenfrage" Stuttgart, 1927)
Hinzu kommt, dass Stosch den Schutz ansprach,

"... wo unsere deutschen Interessen unmotiviert verletzt worden sind."

Außerdem begründete er den hinreichenden Schutz der vaterländischen Küsten.
Seine Persönlichkeit prägte nachhaltig die Kaiserliche Marine, sodass man von einer Stosch-Ära sprechen kann.
So hat er der Besetzung der Auslandsstationen mit Kreuzern großen Wert beigelegt,
und die Kommandanten konnten bei ihrer sehr schwierigen Auslandstätigkeit der nachhaltigen Unterstützung Stoschs sicher sein.
(Quelle Gerhard Bidlingmaier "Seegeltung in der deutschen Geschichte" Darmstadt 1967)
Er war es, der Planmäßigkeit in die Arbeit der Marine brachte. Als ehemaliger Generalleutnant des Heeres führte er den militärischen Drill an Bord der Kriegsschiffe ein.
Am 5. März 1872 schuf er die Marineakademie in Kiel. Konsequent verfolgte Stosch das Marinebauprogramm. Bei Durchführung dessen,
bestand er darauf, dass die Kriegsschiffe auf Inlandswerften gebaut wurden. Die Folge war ein erneuter Auftrieb der deutschen Industrie.
Zu Anfang wurden die einzigen Kriegsschiffe, und das nur als zeitgemäße hölzerne Kriegsschiffe, auf der Danziger Marinewerft gebaut.
Auf ihren Helgen entstanden die Schiffsrümpfe der Dampfkorvetten 'Arkona`, 'Gazelle`, 'Vineta`, 'Nymphe`, 'Hertha`, 'Medusa`, 'Elisabeth`,
sowie der Dampfkanonenboote erster Klasse; und von 1871-1874 der Glattdeckskorvetten 'Ariadne`, 'Luise` und 'Freya`
(Quelle: Bruno Meyer: "Wie ein Ozeandampfer entsteht", Leipzig, 1917).
Bei Panzerschiffen war man erst auf das Ausland angewiesen.
Beispielsweise wurden die ersten preußischen Turmschiffe 'Arminius`und 'Prinz Adalbert` von Samuda in London bzw. Armana in Bordeaux geliefert.

Vizeadmiral von Ingenohl-Führer der deutschen Hochseeflotte 1914

Vizeadmiral von Ingenohl

Kaiser Wilhelm II. 1888-1918 und seine Marine

„Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser!"

Wilhelm II. in Marineuniform

Kaiser Wilhelm II. war nicht nur oberster Kriegsherr zu Lande, ihm unterstand auch die Marine.
Sie lag ihm besonders am Herzen und er präsentierte sich gern in Marineuniform.
Das Seeoffizierskorps gehörte zur Elite des Reiches. Auch die Hundertmarscheine zierte ein Marinemotiv,
und zwar die Germania mit Schild und im Hintergrund die neue Flotte.















Bitter not tut uns eine starke deutsche Flotte

Auch diese Worte stammen von Wilhelm II., der 1888 den Thron bestieg. Unter ihm wurde der Ausbau der Marine extrem forciert. Zu Kriegsbginn 1914 sah so das internationale Kräfteverhältnis bei den Linienschiffen und Panzerkreuzern, gemessen in 1000 Tonnen, aus:

Schiffe nicht älter als 20 Jahre Linienschiffe Panzerkreuzer
England 950 575
Vereinigte Staaten 520 200
Deutschland 465 161
Frankreich 280 205
Japan 240 140
Österreich-Ungarn 140 15
Italien 120 77
Russland 110 65
„Der Kaiser in Admiralsuniform-ein jubelnder Ruf damals in den Marinestädten, ein
unwillkürlicher, spontaner, der laut wurde, als man zum ersten Male in den Schaufenstern jene
Bilder sah. Wohl war es nur ein äußeres Zeichen, aber jeder Marineangehörige empfand es doch
im innersten Herzen, daß beim Regierungsantritt mit dem Anlegen der Admiralsuniform unser
Kaiser auch bedeuten wollte: ich lebe und fühle ganz für meine deutsche Flotte! Es war schon 
lange kein Geheimnis mehr, sicherlich nicht an der Wasserkante, daß der junge Kaiser, der nun in
schwerer, bitterer Zeit den Thron seiner Väter bestieg, ein lebhaftes Interesse für das Leben zur See,
für alles, was Marine hieß, empfand.“

Quelle: Konteradmiral z.D. Schlieper in „Illustrierter deutscher Flottenkalender für 1914“, Minden in Westfalen, 1914

Flaggenlied

Stolz weht die Flagge schwarz-weiß-rot
An unsres Schiffes Mast.
Dem Feinde weh, der sie bedroht,
Der diese Farben haßt!
Sie flattert an dem Heimatstrand
Im Winde hin und her,
Und fern vom teuren Vaterland
Auf sturmbewegtem Meer.
Ihr woll`n wir treu ergeben sein,
Getreu bis in den Tod,
Ihr woll`n wir unser Leben weih`n,
Der Flagge schwarz-weiß-rot. Hurra!


Quelle: Sven Hedin - „Ein Volk in Waffen“, Leipzig, 1915


Der Text soll keineswegs rechtes und nationalistisches Gedankengut assoziieren. Auch er zeigt den damals üblichen Zeitgeist.

Der so genannte blaue Lappen

Das neue Kaiserreich bekam nach dem deutsch-französischen Krieg von Frankreich eine Kriegskostenentschädigung in Höhe von 5 Milliarden Franc in Gold ausgezahlt. Man hatte nun im Reich die Goldmark. Ein Hundertmarkschein, der blaue Lappen, war demnach zu damaliger Zeit ein kleines Vermögen. Auf der Rückseite des Lappens wurde die neue Weltgeltung mit einer starken Flotte zur Schau gestellt.
Man sieht die Germania, die wehrhaft ist, sie trägt Schild mit Reichsadler und ein Schwert. Im Hintergrund dampft unsere Marine auf dem Meer und ist bereit, deutsche Interessen durchzusetzen. Viele dieser Lappen haben all die Wirrnisse des letzten Jahrhunderts überstanden und wurden als Erinnerung an die gute alte Zeit von den Leuten aufgehoben.
Historischer Kontext dazu ist auch die Tatsache, dass wir den verlorenen Weltkrieg, gemäß Versailler Vertrag von 1919, zu bezahlen hatten und dass die Inflation das Geld verfallen ließ. Die Flotte, die auf dem Lappen zu sehen ist, versenkte sich aus Protest und der Ehre wegen 1919 in Scapa Flow selbst.

Das Wettrüsten zur See zwischen dem kaiserlichen Deutschland und Großbritannien - Thomas Keilhack

Nach Tsushima (27.5.1905) war man in der Royal Navy der Auffassung, daß künftige Seeschlachten nur Schiffe mit schwerer Artillerie auf große Gefechtsentfernungen entscheiden könnten. Diese Überlegungen führten schließlich im Oktober 1905 zu Stapellauf des " Dreadnought ", die meiner Meinung nach eine qualitativ neue Etappe in der Seerüstung der imperialistischen Flottenmächte einleitete. Der " Dreadnought " wurde nun zum Sammelbegriff für die neuen Großkampfschiffe, die eine Wasserverdrängung von über 20000 tons besaßen. Auch die Schiffsartillerie wurde entscheidend verstärkt. Fast gleichzeitig ging man in Großbritannien mit der Entwicklung des Panzerkreuzers zum Schlachtkreuzer einen weiteren Schritt. 1907 war es dann, als mit der Demonstration " Invincible " der neue Schiffstyp erstmalig auftrat. Das neue Großkampfschiff vereinigte in sich eine höhere Geschwindigkeit, die allerdings auf Kosten einer schwächeren Panzerung erkauft worden war. Die deutsche Flottenführung sah sich nun natürlich veranlaßt, mit den Briten Schritt zu halten. Als Antwort auf den " Dreadnought " gab man das erste Großlinienschiff, die " Nassau ", in Auftrag. Auch die Produktion von Schlachtkreuzern lief in Deutschland mit der Stapellauf der " von der Tann " an. Das verstärkte Rüsten zur See in Deutschland macht deutlich, wie sehr sich Kaiser, Tirpitz und Industriebarone darum bemühten, mit der Seestreitmacht der Briten gleichzuziehen. Kiel sollte gegen Kiel gesetzt werden. Es sollte mit die Grundlage für eine gewaltsame NEUAUFTEILUNG DER WELT sein.

Neue Tendenzen in der Seerüstung

Die ungleichmäßige Entwicklung der kapitalistischen Staaten bis zur Jahrtausendwende die Gegensätze zwischen ihnen gleichzeitig verschärft. Die Großmächte, allen voran das kaiserliche Deutschland unter seinem säbelrasselnden Wilhelm II., strebten nach einer Neuaufteilung der Welt und ihrer Interessenspären. Um der erdrückenden Überlegenheit der Briten zur See Herr werden zu können, schenkte man in Deutschland der Entwicklung neuer Seekriegswaffen ganz besondere Beachtung. Besonders wandte man sich der U - Boot - Waffe zu. 1905 begann man mit dem Bau des ersten hochseefähigen U - Bootes, das am 14. Dezember 1906 als " U 1 " der kaiserlichen Marine ausgeliefert wurde. Bald lief auch die Serienproduktion von Petroleummotoren für die U - Boote an und ab 1912 erfolgte dann de facto der Einbau von moderneren Dieselmotoren. Zu Kriegsbeginn konnte so die Marine über 28 im Dienst und 17 im Bau befindliche U - Boote verfügen (Richard Lakowski - " U - Boote: Zur Geschichte einer Waffengattung der Seestreitkräfte " - Berlin, 1985 - S. 59). Ebenso konzentriert arbeitete man an der Entwicklung der Torpedowaffe. Schon in der zweiten Hälfte der 60 - er Jahre des 19. Jahrhunderts gelang es dem englischen Ingenieur Robert Whitehead, einen Torpedo mit Eigenantrieb zu entwickeln. Natürlich wurden nun spezifische Torpedoboote benötigt, die klein, billig und vor allem schnell sein sollten, um die Torpedowaffe an die großen Panzerschiffe heranzubringen. Sie waren neben den U - Booten auch der Hauptträger dieser neuen Waffenart. Torpedoboote waren nur ein paar hundert tons groß. Sie waren ungepanzert, mit 2 Torpedosätzen zu je 2 Torpedos und einigen Schnellfeuergeschützen bestückt und konnten Geschwindigkeiten um die 36 Knoten erreichen. Auf Grund der Überlegenheit der britischen Royal Navy stand in meinen Augen vor der deutschen Seekriegsleitung die Aufgabe, durch einen rigorosen Einsatz dieser Kleinkampfmittel, sei es durch U - Boote, Minen oder Torpedoboote, die Flotte der Briten zu dezimieren. Folgendes Zitat dazu:

' Die zahlenmäßige Überlegenheit schlug stark gegen uns … Alte Tradition, Überlegenheit der Zahl, Unmöglichkeit einer Überraschung sind die Gründe, daß der deutschen Flotte für den Kriegsfall mit England die Richtlinie angegeben wurde, erst einmal durch Kleinkriegsmittel (Minen, Torpedoboote, U - Boote) einen zahlenmäßigen Ausgleich der Großkampfschiffe herbeizuführen, ehe man die Flotte zum entscheidenden Kampf einsetzte … ' (Kontreadmiral A. D. Lützow - " Marinearchiv: Einzeldarstellungen des Seekrieges 1914 - 1918 / Bd. 1 " - Oldenburg, 1931 - S. 5). "

Der 28. Juni 1914 und das Kräfteverhältnis zur See zwischen der kaiserlich - deutschen Seekriegsflotte und der britischen Royal Navy - Thomas Keilhack

Während die kaiserliche Marineleitung danach strebte, den britischen Flottenrüstungen " Kiel gegen Kiel " entgegenzusetzen, wartete man im Deutschen Generalstab schon lange auf einen Vorwand, um nun den schon lange fixierten " Platz an der Sonne " zu erkämpfen. Der Anlaß schien gefunden, als am 28. Juni 1914 der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin von einem Mitglied der serbischen Geheimorganisation " Schwarze Hand " erschossen wurden. Wilhelm II. trompetete ungeniert ein

Jetzt oder nie!
        " Jetzt oder nie ! "

hinaus. Zur gleichen Zeit war bereits ersichtlich, daß das " Kiel gegen Kiel " fehlgeschlagen war, denn die Briten besaßen auch weiterhin eine erdrückende Überlegenheit auf See. Die einzige Chance für die deutsche Seekriegsflotte bestand in einer Seeschlacht. Die Briten wiederum brauchten diese Schlacht nicht im geringsten anzustreben, denn wozu sollte man die kostbare Schlachtflotte auf's Spiel setzen, wenn man sich doch bloß auf die weitaus wirksamere Fernblockade der deutschen Küste beschränken konnte ? Das folgende Zitat soll das unterstreichen:

" Unternahm die deutsche Schlachtflotte wirklich einen Vorstoß gegen eine der Blockadelinien, so hatte sie die englische Grand Fleet im Rücken und die Blockadeflotte vor sich. Das Ergebnis … war mit mathematischer Sicherheit vorauszusagen: die Vernichtung der deutschen Schlachtflotte … "

(Heinz Neukirchen - " Seemacht im Spiegel der Geschichte " - Berlin, 1982 - S. 332)

Mit anderen Worten: die Rolle der mit so vielen Kosten entstandenen Seekriegsflotte Deutschlands mußte eine wirklich traurige sein. Das Kräfteverhältnis sah wie folgt aus:

Großbritannien: 60 Linienschiffe, 20 Dreadnoughts, 4 Schlachtkreuzer, 36 ältere Linienschiffe, 55 Kreuzer, 155 Zerstörer, 58 U - Boote

Deutschland: 38 Linienschiffe, 12 Großlinienschiffe, 4 Schlachtkreuzer, 22 ältere Linienschiffe, 19 Kreuzer, 88 Torpedoboote, 28 U - Boote

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